Jeden Tag arbeiten mehr Menschen im Homeoffice (Bitkom, 2020), Kommunikationstechnologien wie Skype und Slack sind nachgefragt wie nie (Humpa/Schwimmbeck, 2020), Streaming-Dienste wie Netflix und Youtube drosseln vorsorglich ihre Bildqualität, um die Datennetze zu schonen (Scheuer et al., 2020): In der Corona-Krise sind stabile Netze und leistungsfähige Cloudlösungen wichtiger denn je. Damit wird die IT-Infrastruktur zum Rückgrat des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens. Sie ist wortwörtlich systemrelevant.
Die allgemeine IT-Infrastruktur in Deutschland hält den Belastungen bislang gut stand. Trotz deutlichen Zuwächsen vermeldet der Frankfurter Internetknoten DE-CIX, es bestünden Kapazitäten für weitere Zunahmen des Datenverkehrs (DE-CIX, 2020).
Als ein weiterer Indikator der IT-Ressourcen des Landes können die Supercomputer in den Rechenzentren herangezogen werden, die als Teil der gesamten IT-Infrastruktur gelten. Diese haben allerdings nicht direkt etwas mit den in der Krise besonders genutzten Diensten wie Videotelefoniediensten zu tun, denn deren Backendsysteme sind nicht Teil der Supercomputer. Die Supercomputer werden vor allem in der Wissenschaft genutzt.
Zwar ist die Spitzenleistung (Rmax) der Supercomputer in den Rechenzentren in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Vergleicht man sie mit den Leistungen der Supercomputer in den USA und China, ist sie jedoch auffallend gering. So war die Leistung der in Deutschland verorteten Supercomputer, die zu dem jeweiligen Zeitpunkt zu den leistungsfähigsten 500 Supercomputern der Welt zählten, im November 2019 mit insgesamt 66.894 TeraFLOPS (Tera-Gleitkommaoperationen pro Sekunde) zwar 11 Prozent höher als noch im November 2018 (60.503 TFLOPS) und sogar 74 Prozent höher als im November 2017 (38.424 TFLOPS). Aber allein der Supercomputer Summit in den USA brachte es im November 2019 mit 148.600 TeraFLOPS auf die mehr als doppelte Leistung. Der leistungsfähigste Supercomputer in China erreichte das knapp 1,4-Fache der Gesamtspitzenleistung aller Supercomputer in Deutschland. Bei diesen Vergleichen ist zu beachten, dass es jeweils nur die Supercomputer in die Rechnung einbezogen werden, die zu den Top 500 weltweit gehören. Computer, die im November 2019 beispielsweise eine Spitzenleistung von weniger als 1.142 TFLOPS hatten, wurden nicht einbezogen. Allerdings würde auch die Hinzuziehung der verbleibenden Supercomputer das Ergebnis nicht bedeutend verändern.